Am Freitag, dem 27. Juni eröffnet das Kammermusikfestival Český Krumlov seinen 22. Jahrgang, der in seinem Programm Konzerte führender Persönlichkeiten der gegenwärtigen tschechischen Interpretationskunst anbietet.
In diesem Jahr wird bereits zum sechsten Mal zum Gipfel des Kammermusikfestival Český Krumlov die einzigartige Veranstaltung, deren Ziel es ist, die Zuhörer die ganzen 300 Jahre zurück zu versetzen, mit dem Namen Barocknacht im Schloss Český Krumlov ®. Der Musik, Tanz und Oper verherrlichende Abend ist in die Interieure und Exterieure des Krumauer Schlosses situiert. Er beginnt schon auf dem Schlosshof mit einem kurzen Trinkspruch in Begleitung der Blechblaskapellen. Im Maskensaal werden die Zuhörer zu einem Barockball mit Tanz-, Ballett- und Theaterszenen versetzt. Fortgesetzt wird durch den Mantelgang zu der beachtenswertesten Perle von Český Krumlov – dem Barocktheater. Obwohl es seiner Zeit in ganz Europa mehr als 400 Barocktheater gab, blieben nur drei von ihnen bis heute erhalten.
Das besterhaltene befindet sich gerade in Krumlov. Da die Verwaltung des staatlichen Schlosses und die Stiftung des Barocktheaters das Theater in möglichst bestem Zustand erhalten wollen, erlauben sie üblicherweise eine beschränkte Zahl von Vorstellungen jährlich. Und gerade zwei von ihnen sind Bestandteil unserer Barocknacht. In diesem Jahr wird hier in der Darbietung von Collegium 1704 die Einaktoper „Die Chinesinnen“ Christoph Wilibald Glucks nach einem Libretto des kaiserlichen Hofdichters Pietro Metastasio aufgeführt. Diese Oper ist eine witzige Opernparodie, nach China situiert, als drei junge Chinesinnen – Lisinga, Sivene und Tingia – mit der Ankunft Lisingas Bruders Silango von Europa überrascht sind. Der erzählt über alles Mögliche, was gerade in Europa im Trend liegt, und vergisst nicht die Oper mit ihren Besonderheiten zu schildern.
Zur Kurzweil beschließt die Gesellschaft dann, die verschiedensten Opernszenen so darzustellen, wie sie nach Silangos Schilderung auf europäischen Bühnen zu sehen sind. So führt Lisinga eine tragische Szene von Andromache vor, Sivene und Silango singen einen Pastoraldialog von Licoris und Tirsis und Tangia die komische Rolle einer jungen Pariserin vor dem Spiegel. Die amüsante Komödie wurde am 24. September 1754 als Gipfel der großartigen Feierlichkeiten auf dem Schloss Marchfelder bei Wien zu Ehren des kaiserlichen Paars uraufgeführt.
Ein beliebter Ort für Konzerte im Freien ist der Brauereigarten, hier kommt das Konzert der Oscar-Inhaber, Markéta Irglová und Glen Hansard zustande, das bestimmt beträchtliches Interesse des Publikums erweckt. Der Nationalabend stellt Musik und Tanz des sonnigen Griechenlandes in der Darbietung von Martha und Tena Elefteriadu, der Kapelle Nissos und der Tanzgruppe Lyceum vor und zugleich bietet er den Besuchern Spezialitäten der griechischen Küche an. Melodien berühmter Musicals singen die besten gegenwärtigen Sänger direkt aus Broadway, Debbie Gravitte, Jan Horvath und Doug LaBrecque. Die Mährische Philharmonie Olomouc wird der Fachmann für Musicals, Randall Craig Fleischer dirigieren. Nach tollen Konzerten von J.Morrison, M.Fergusov und der Vokalgruppe New York Voices kommt in diesem Jahr der amerikanische Trompeter Bobby Shew, der unter anderem mit Benny Goodman spielte.
In gedachten Spuren des Barockadels verschiebt sich das Publikum nach dem Ende der Vorstellung bei Musik zu einer Gartenfeier mit Theater, Musik, einem barocken Feuerwerk und durch zeitgenössische Gewohnheiten inspirierten Festmahl.
In der traditionellen Diszipline der Kammermusik für ein Streichquartett hören wir diesmal zwei inländische Spitzenensembles – Pražáks Quartett und Kapralova Damen-Quartett. Außer einer eigenen Präsentation jedes von ihnen führen sie zum Abschluss des Abends einen der Schätze der Weltkammermusik - Oktett für Streichinstrumente Felix Mendelssohn-Bartholdys auf. Kompositionen der ältesten Epoche der europäischen Musikgeschichte hören wir in authentischer Darbietung des Vokalensembles David Ebens Schola Gregoriana Pragensis, Eva Bublová widmet ihr Orgelrezital in der Kirche St. Veit den „Barockschätzen“ in Zusammenarbeit mit der jungen Sängerin Barbora Polášková, ähnlich wie unsere führende gegenwärtige Cembalistin Monika Knoblochová mit dem Violoncellisten Jiří Bárta. Ebenfalls beim Abschlussabend ertönt im anmutigen Maskensaal des Krumauer Schlosses eine Perle der Barockmusik – der berühmte Konzertzyklus Die vier Jahreszeiten Antonio Vivaldis in der Darbietung des Geigenvirtuosen Ivan Ženatý und des slowakischen Kammerensembles Cappella Istropoliana, das ein zu demselben Thema komponiertes Werk vom „Tango-König“, dem argentinischen Komponisten Astor Piazzolla aufführt.
Übergriffe in andere Musikgebiete und Genres charakterisieren das einzigartige Trio des Geigenspielers Pavel Fišer, der Cellistin Margit Klepáčová und der japanischen Solistin für Schlagzeug Honda Junko, mit denen die Sängerin Iveta Kováčová als Gast auftritt. Das Kammermusikfestival Český Krumlov bemüht sich mit seinem Programm nicht nur die Zuhörer klassischer Musik, sondern auch Liebhaber von anderen Genres anzusprechen. Deshalb veranstalten wir jedes Jahr immer ein Konzert aus der „nicht-klassischen“ Musikwelt. Auch hier ist jedoch unsere Hauptpriorität die Qualität der Künstler. In vorigen Jahren konnten wir so in Český Krumlov Michal Prokop, Jarek Nohavica und Hana Hegerová, Marta Kubišová oder Antonín Gondolán begrüßen. Bei diesem Jahrgang tritt im Rahmen des „populären“ Konzertes am 1. Juli der regelmäßige Gast unseres Festivals, Multinstrumentalist Jiří Stivín auf.
Komplettes Programm des Festivals: www.ckrumlov.cz/fekohu