Die Konferenz "Die Welt des Barocktheaters", die vom 11. bis 13. Juni verlief, fand in diesem Jahr bereits zum dritten Mal statt. Sie wurde von der Stiftung des Barocktheaters in Zusammenarbeit mit dem Krumauer Schloss organisiert, diesmal zum Thema Beleuchtung des Barocktheaters, Maschinerie und Dekorationen.
Unter siebzig Vortragenden und Hörern aus 16 Ländern (USA, Kanada, Australien, Japan, Großbritannien, Italien, Frankreich, Malta, Schweden, Dänemark, Deutschland, Österreich, Niederlande, Belgien, Schweiz, Tschechische Republik) waren Schauspieler, Regisseure, Choreografen, Restauratoren oder Museumsdirektoren. Außer sachverständigen Vorträgen sahen die Teilnehmer auch eine Experimentalvorstellung einer Barockoper und besichtigten die Depositorien des Barockschlosstheaters.
Die Krumauer Konferenz über die Problematik des Barocktheaters ist in der Welt vereinzelt. Innerhalb von drei Jahren wurde sie unter Fachleuten berühmt und das Interesse für die Teilnahme oder für das Sammelband der Vorträge äußern immer mehr Theatrologen sowie Fachleute von verwandten Fachrichtungen aus aller Welt.
Die Konferenz spielt sich kennzeichnend in dem Ort ab, wo eines der wenigen erhaltenen Barocktheater in Europa zu finden ist. Das Krumauer Barockschlosstheater verdient die Bezeichnung Weltunikat für ein beträchtliches Maß der Authentizität - das Gebäude, die Maschinerie sowie die Dekorationen sind fast völlig ursprünglich. Außerdem blieben auch 13 Komplexe von Dekorationen (Kulissen, Prospekte), über 600 Kostüme und Accessoires, wie Handschuhe, Schuhe oder Gürtel der Schauspieler sind, über 150 Requisiten, 50 Effektmaschinen erhalten. Dazu ist noch das ursprüngliche Repertoire aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert – Libretti, Szenarien, Partituren zuzuzählen. Nirgends blieb ein Barocktheater in solchem Maße erhalten.
Zur Zeit wird im Theater nicht gespielt, mit Ausnahme der Experimentalvorstellungen anlässlich Fachkonferenzen. Damit auch andere Interessenten die Möglichkeit haben eine zeitgenössische Vorstellung einer Barockoper zu sehen, fand im Vorjahr zum ersten Mal im Rahmen des Festivals der Kammermusik die sog. Barocknacht statt – die Verbindung einer Vorstellung, eines Konzerts und eines Gartenfestes der Barockzeit. Für großen Erfolg wird die Barocknacht am 25. und 26. Juni 2004 wiederholt. Das Theater ist für die Besucher des Krumauer Schlosses zugänglich, es ist ihm eine Besichtigungstrasse gewidmet.
Die Arbeiten an der Restaurierung der Theaterausstattung und an der Erneuerung des Theaters werden seit 1966 datiert. Zur Zeit ist zum großen Teil die Restaurierung des Zuschauerraums, zum Teil auch die der Bühne, Dekorationen und Requisiten zu Ende. Die Restauratoren arbeiten allmählich am Fonds der Kostüme und technischen Anlagen.
Die Funktion der Maschinerie im vollen Umfang kennt heute niemand mehr. Bei den Experimentalvorstellungen oder beim Kulissenwechsel entdecken die Maschinisten, Bühnenmeister und Regisseure die vergessenen Prinzipien des Barocktheaters – und es ist immer noch niemandem klar, wie sich zum Beispiel auf einmal einige -zig von Technikern beim Szenenwechsel verständigten, wenn sie über keine Funkstationen verfügten.
Foto: © 2004 Lubor Mrázek