Jižní meandr
38101 Český Krumlov
Lage: Český Krumlov
Type: Gefühlserlebnisse
Geschichte des südlichen Mäanders
An der Attraktivität des historischen Teils von Český Krumlov beteiligt sich entscheidend dessen malerische Lage in den Schlingen der drei Mäander der Vltava (Moldau). Der südliche Mäander liegt scheinbar etwas abseits der allgemein bekannten und von Touristen häufig besuchten „Kommunikationsadern“ des mittelalterlichen Stadtkerns. Auf einer verhältnismäßig kleinen Fläche, die seit dem 16. Jahrhundert langsam bebaut wurde, konzentrieren sich jedoch außer den Renaissance- und Barockhäusern mehrere bedeutende Sehenswürdigkeiten, die vor allem am Ende des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ihre grundsätzliche Rolle im Leben der Stadt spielten. Es geht um das Fotoatelier Seidel, die jüdische Synagoge, das Gartenhaus – Atelier Egon Schieles und das Gelände des Stadtparks. Durch die Revitalisierung des südlichen Mäanders kommt es so zur Wiederbelebung der längst vergessenen Winkel von Český Krumlov und der Geschichten der hiesigen Sehenswürdigkeiten.
Im Kontrast mit dem mittelalterlichen und Renaissance-Stadtkern bietet das Gebiet des südlichen Mäanders eine ruhige und entspannende Atmosphäre an. Die Besucher können hier nicht nur genug Raum zur Erholung finden, sondern auch weitere bedeutende historische Denkmäler der Stadt kennen lernen.
Das Gartenhaus auf dem terrassenartigen Hang wurde bereits in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts gebaut. 1911 wohnte und schuf hier der Maler Egon Schiele (1890-1918). Das Haus fand für Schiele der Schüler des hiesigen Gymnasiums Willi Lidl, der auch die Vermietung vereinbarte und eine Reihe von Reparaturen und Umbauten aufgab. Dank dem Entgegenkommen des damaligen Besitzers, des Textilwarenhändlers Max Tschunko, konnte hier Schiele auch mit seiner rotblonden Freundin und Model Wally Neuziel umsonst wohnen. Er liebte das „Sommerhaus" und die Terrassen voller Blumen. Er schuf hier eine Reihe von Studien, er zeichnete Kinder, die ihn besuchen kamen, alte Frauen, ausgediente Soldaten sowie junge Mädchen. Auf Holzplatten malte er mit Öl Krumauer Motive; so entstanden die heute berühmten Bilder Stadt am blauen Fluss, Tote Stadt, Krumau bei Nacht oder Dächer von Krumau, für die er damals 100 Kronen verlangte. Es scheint aber, dass nicht einmal zu diesem Preis jemand in Krumau bereit war, die Bilder zu kaufen, sie entsprachen dem üblichen Geschmack der damaligen Zeit nicht.
Mehr als 100 Jahre danach kehrten die Künstler in das Gartenhaus zurück; seit 2012 wird es während des Winterhalbjahrs als Aufenthaltsatelier benutzt, in dem Künstler aus aller Welt schaffen und ausstellen. Im Sommerhalbjahr ist hier eine öffentlich zugängliche Ausstellung.
Die Synagoge aus dem Jahr 1909 wurde nach einer Instandsetzung 2013 wieder zugänglich gemacht. Es handelt sich um eine der wenigen Synagogen, die die bewegten geschichtlichen Ereignisse des 20. Jahrhunderts überstanden haben.
Die Innenräume stellen heute eine bewundernswerte Kombination der erhaltenen Jugendstil-Ausschmückung und der handwerklich vollkommen ausgeführten historischen Repliken der ursprünglichen Ausstattung dar. Es gibt hier eine der Geschichte der jüdischen Kommunität gewidmete Dauerausstellung und die Räume dienen auch zur Abhaltung von Kultur- und Gesellschaftsveranstaltungen. In der ehemaligen Rabbinerwohnung mit treu restaurierten Dekoren der Jugendstil-Malereien befindet sich jetzt das Synagoga Café mit Sitzgelegenheiten im Innenraum sowie auf der Außenterrasse. Der umliegende Garten bietet Erholung sowie einen kleinen Spielplatz für Kinder an.
Das Fotoatelier Seidel aus dem Jahr 1905 ist ein weltweit einzigartiges Denkmal aus der Geschichte der Fotografie. Sein Wert liegt vor allem in der Komplexität aller erhaltenen Bestandteile. Das Objekt wurde als Atelier mit Wohnbereich für die Familie gebaut. So blieb es auch heute mit voller Funktionsfähigkeit erhalten.
Das Fotoatelier Seidel erzählt eine Geschichte über die Anfänge der professionellen Fotografie und über die örtlichen Bahnbrecher dieses Handwerks – Josef und Franz Seidel. Die Besucher werden dank dem fotografischen Antlitz der Stadt und deren Bewohner aus der Zeit vor hundert Jahren gemeinsam mit der umfangreichen Sammlung des fotografischen Werkes zweier Generationen von Fotografen in die Vergangenheit versetzt. Die Ausstellung verblüfft mit ihrer Authentizität, mit der Menge rarer Glasnegative, zeitgenössischer Aufnahmen und Ansichtskarten, die die „Chronik des Böhmerwaldes (Šumava)“ darstellen, sowie mit erhaltenen und immer noch funktionsfähigen Fotoapparaten, Vergrößerungsgeräten oder der Einrichtung der Fotokammer. Die Attraktivität dieser Sammlung verstärken Seidels persönliche Notizen, Tagebücher, Findbücher sowie die ursprüngliche Wohnungseinrichtung. Das Museum bietet seinen Besuchern außer den Führungen auch beliebtes Fotografieren in Kostümen aus den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts an.
Die ursprüngliche Friedhofskapelle wurde 1585 als Holzbau gemeinsam mit dem neuen Friedhof gegründet, der an diesen Ort von der Kirche St. Veit verlegt wurde. Im Jahr 1618 sollte der Bau einer neuen Kapelle beginnen, aber infolge des Ständeaufstands wurde das vorbereitete Material weggebracht und zur Befestigung des Schlosses verbraucht. Deshalb begann der Bau der neuen Kapelle St. Martin erst 1717, gleichzeitig mit der Fertigstellung der Kapelle auf dem Kreuzberg (Křížová hora). In dieser Zeit erbauten die Jesuiten in der Nähe der Kapelle ein Haus für Kranke, denen die Kapelle als Heiligtum diente. Die Kapelle wurde 1737 weiter umgebaut. Der Hauptaltar stammt aus dem Jahr 1763 und es ist ein Werk des Krumauer Bildhauers Josef Muck und der Maler Josef Putz und Christoph Anneis. Der Altar der Kapelle St. Martin ist wahrscheinlich ein Werk des in Velešín geborenen Malers und Geistlichen Bedřich Kamarýt (1831 - 1911). Die Rokoko-Kanzel schuf der Maler und Schnitzer Anton Leyer. Die Seitenaltäre sind dem hl. Johann Nepomuk und der hl. Anna geweiht.
Heute werden in der Kapelle gelegentlich Konzerte und Hochzeitszeremonien veranstaltet.
Das Objekt des Musikpavillons wurde während der zweiten Phase des Ausbaus des Stadtparks zwischen den Jahren 1924 bis 1930 gebaut. Der leichte Holzbau historisierter Morphologie auf dem Grundriss eines Achtecks diente als Stelle für Promenadenkonzerte und Platz zum Sitzen und zur Erholung. Der Holzbau historisierter Morphologie auf dem Grundriss eines Achtecks. Acht hölzerne Säulen sind mit einem Pfettenkranz verbunden, der ein Zeltdach komplizierter zusammengesetzter Form - vom achteckigen Pyramidenstumpf, mit einer achteckigen Kuppel mit einer Spitze trägt. Das Dach ist zurzeit mit Blech gedeckt. Zwischen den subtilen Tragsäulen (Pfeilern) war ursprünglich ein hölzernes verschlagenes Geländer. Das Unterdachgesims wurde mit geschnitzten Brettern geschmückt, die eine Schabrake andeuten.
Heute finden im Altan gelegentlich Hochzeitszeremonien statt.